Die Wohnanlage „Franz“ in Eyrs ist ein architektonisches Projekt, das sich bewusst an der imposanten Bergkulisse der Tschengelser Hochwand orientiert. Der Entwurf lehnt sich an die natürliche Gliederung der Gebirgsformation an und überträgt deren Dynamik in eine harmonische Bauweise. Die Wohngebäude, die auf einem gemeinsamen Sockel errichtet sind, folgen der Höhenstaffelung einer Berglandschaft. Die einzelnen Baukörper mit Pultdächern erzeugen eine abstrakte alpine Silhouette, die sich sanft in die Umgebung einfügt und eine organische Verbindung zwischen Architektur und Natur schafft. Da die geologischen Gegebenheiten am Baugrund sich als sehr schwierig erweisen haben wurden, sind zur Sicherstellung der Tragfähigkeit Betonstopf- bzw. Fertigmörtelstopfsäulen als Gründungselemente zum Einsatz gekommen. Zusätzlich wurden Betonrüttelsäulen eingesetzt, um die Tragfähigkeit und Steifigkeit des gemischt- und feinkörnigen Bodens zu verbessern. Der Sockel, in den Geschäftsflächen sowie eine Tiefgarage integriert sind, orientiert sich an der topografischen Gegebenheit des Baugeländes. Er fügt sich nahtlos in den leicht ansteigenden Hang ein. Darüber erhebt sich die Wohnanlage mit ihren individuell versetzten Baukörpern. Die „Umrandung“ bzw. die Außenfassade spiegelt mit ihren Höhenabstufungen die vertikale Dynamik der umliegenden Bergmassive wider. Mauerelemente zwischen den einzelnen Baukörpern ergänzen dieses Konzept und verstärken die visuelle Einheit. Auch die Neigung der Dachflächen wurde gezielt aufeinander abgestimmt, sodass die gesamte Anlage den Eindruck einer zusammenhängenden Satteldachlandschaft vermittelt. Die bewusst gewählte Südausrichtung der Wohngebäude ermöglicht eine optimale Nutzung der Sonneneinstrahlung und trägt wesentlich zur Energieeffizienz bei. Die niedrig gehaltene südliche Fassadenlinie sorgt für eine ungehinderte Aussicht auf die Berge und schafft ideale Lichtverhältnisse. Die Wohnplattform selbst ist autofrei und geprägt von großzügigen Grünflächen. Die einzelnen Baukörper sind durch dörfliche Wege miteinander verbunden, wodurch eine eigenständige, kleine Welt entsteht. Diese klare Abgrenzung zum gewerblichen Bereich im Sockel sowie zur angrenzenden Staatsstraße SS 38 trägt zur Wohnqualität bei. Privatgärten, Terrassen und weitläufige Außenbereiche bieten den Bewohnern eine ideale Balance zwischen städtischem Leben und naturnaher Architektur. Zusätzlich wurden öffentliche Grünflächen und Spielflächen integriert, die nicht nur als Orte der Erholung dienen, sondern auch die soziale Interaktion innerhalb der Gemeinschaft fördern. Die Fassadengestaltung kombiniert helle Putzflächen mit einer Holzschalung. Durch gezielt platzierte Öffnungen entsteht ein reizvolles Wechselspiel aus Licht und Schatten. Diese bewusst gewählte Materialkomposition verleiht der Anlage eine moderne, aber zugleich landschaftsbezogene Ästhetik, die die Struktur der umliegenden Bergwelt aufgreift. Mit einer Gesamtfläche von 5.584 m² verteilt sich das Bauvolumen auf 60 % Wohnbau im Obergeschoss und Dachgeschoss und 40 % Handel im Erdgeschoss. Die Wohnanlage bietet insgesamt 20 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, die flexibel auf verschiedene Wohnbedürfnisse zugeschnitten sind. Die klare räumliche Trennung zwischen den Wohn- und Gewerbebereichen sorgt für eine angenehme Atmosphäre und eine hohe Lebensqualität. Die Wohnanlage „Franz“ setzt neue Maßstäbe für die Verbindung von urbanem Wohnen mit regionaler Identität. Durch die Kombination aus modernen Wohnlösungen, nachhaltigem Design und funktionaler Stadtplanung entsteht eine harmonische Symbiose zwischen Architektur und Landschaft.
Publiziert: Vinschgerwind, Architektur Südtirol