WALDKIRCHE LICHTENSTERN

Sakrale Bauten

Baujahr

Fertigstellung 2017

Zone

Bozen Land

RITTEN

Bautyp

Umbau

Klimahaus Standard - Keine Angabe

Architekt/Partner

Studio Messner Architects

Arch. MESSNER DAVID

Arch. MESSNER VERENA


Projektmitarbeiter:

Altarraumgestaltung: Franz Messner

Die Kirche in Lichtenstern, auf 1.300 m inmitten von alpinen Wäldern gelegen, ist ein wichtiger und beliebter spiritueller Ort sowohl für Menschen aus der näheren und ferneren Umgebung. Beim Umbau wurden der Kirchenraum samt Sakristei im Erdgeschoss saniert und neugestaltet und das vormals ungenutzte Unterdach der Kirche als Meditationsraum gewonnen. Die Neugestaltung des Altarraumes wurde nach den Plänen des im Januar 2017 verstorbenen Künstlers Franz Messner von seinen Kindern David und Verena umgesetzt. Franz Messner prägte die Bezeichnung der Kirche in Lichtenstern als ‚Wald-Kirche‘. Ziel der Neugestaltung der Kirche in Lichtenstern ist die Aufwertung dieses spirituellen Ortes, ihn attraktiver zu gestalten und die bestehenden Räumlichkeiten entsprechend der über die Jahre veränderten Bedürfnisse architektonisch klar zu definieren. Eine stimmungsvolle und einladende Atmosphäre ist die zentrale Anforderung an die neugestalteten Räume. Um den Innenraum der Kirche mit mehr natürlichem Tageslicht zu versorgen und dadurch eine angenehme Stimmung zu schaffen, wird die Ostfassade der Kirche von einer großzügigen rechteckigen Öffnung durchbrochen. Der Durchbruch ist Ausdruck des Strebens nach Licht. Die Verbindung der Kirche, sowohl auf räumlich-physischer wie auch auf ideeller Ebene, mit ihrer Umgebung und dem wirklichen Leben, soll dadurch hervorgehoben werden. Die Attraktivität des Innenraumes wird durch die Öffnung in Szene gesetzt und weckt das Interesse der zahlreichen Spaziergänger auf der Freud Promenade. Der hier vorherrschende ‚genius loci‘, der Geist des Ortes, findet im Begriff der ‚Waldkirche‘ seinen treffenden Ausdruck. Der gerahmte Blick ist geprägt von einer im Laufe der Jahreszeiten ständig sich wandelnden Landschaft. Die Kontemplation der Natur verleiht der Öffnung ihren meditativen Charakter. Die Buntglasfenster stammen vom Meraner Künstler Peter Fellin. Die beiden figurativ gestalteten Rundbogenfenster mit den Darstellungen des Hl. Stephans und der Hl. Notburga wurden aus den Nischen im Altarraum in die gegenüberliegende Außenwand versetzt, wo sie den Eingangsbereich erhellen. Die abstrakten, sehr wertvollen Buntglasfenster erhalten nun mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Die Neugestaltung sieht die Reduzierung von bisher drei auf zwei Stufen vor, wobei der Niveauunterschied im zentralen Bereich über eine Rampe und eine eingeschnittene Stufenanlage überwunden wird. Der Höhenunterschied zwischen Altar- und übrigem Kirchenraum bleibt zum Zweck der Sichtbarkeit bestehen, löst aber durch die Ausbildung zur Rampe als Teil einer Landschaft die räumliche Trennung auf und erscheint dadurch nicht mehr bedeutungsvoll. Im Zuge des Umbaus wurden der gesamte Bodenbelag im Kirchenraum entfernt, der Boden trockengelegt, ein neuer Bodenaufbau verbaut, sowie eine Bodenheizung und ein neuer Bodenbelag eingebaut. Die Stufe an der Eingangstür wurde zum Zweck der uneingeschränkten Erschließung entfernt. Eine Decke aus Lärchenholzbrettern begrenzt den Kirchenraum nach oben hin. Die Gestaltung der Decke mit ihren dunklen Einschnitten nimmt das Fugenbild des Kirchenbodens auf und setzt die Idee einer von Spuren und Fährten durchzogenen Landschaft fort. Der Windfang am Eingang zur Kirche wurde entfernt. Eine freistehende Scheibe aus transluzentem Glas, auf die mittels Beamer Informationen projiziert werden, übernimmt nun die Funktion des Vorhofes. Die Neugestaltung des Altarraumes stammt vom Künstler Franz Messner und wurde von seinen Kindern David und Verena Messner realisiert. Der Altar befindet sich in der Mittelachse des Kirchenraumes und wird von den davor positionierten liturgischen Objekten, dem Ambo und dem Priestersitz, flankiert. Massive Monolithe aus Passeirer Gneis ruhen auf den transluzenten Glassockeln. Das Licht bricht durch die Sockel in den Raum und lässt die Objekte wie von selbst schweben. Das Streben nach dem Himmlischen, die Nähe zum Göttlichen findet ihren Ausdruck in der Schwerelosigkeit der Altarraumgestaltung. Der Entwurf der Kirchenbänke nimmt die Leichtigkeit des Altarraumes auf und lässt die Bänke aus Lärchenholz über dem Boden schweben. Der Zugang zum Treppenaufgang, der das Dachgeschoss erschloss, befand sich in der Westfassade des Sakristei-Zubaus. Die neue Treppe führt zunächst über eine Schleife schwebend über die Sakristei. An der Stelle der ursprünglichen Treppenleiter führt der neue Aufstieg weiter nach oben in das Dachgeschoss. Im Zuge des Umbaus wurde die Tragstruktur des Dachstuhles entfernt. Der stützenfreie Dachgeschossraum wurde durch das Anbringen einer Zwischensparrendämmung in seinen thermischen Eigenschaften verbessert. Das Dach wurde mit Lärchenschindeln neu eingedeckt. Um das Dachgeschoss mit genügend natürlichem Licht zu versorgen, wurde die bestehende Aufmauerung im Giebeldreieck entfernt. Das Dachgeschoss gliedert sich in einen offenen Eingangsbereich mit Garderobe und WC. Von der Garderobe gelangt man in einen Vorraum, der den Gruppenraum und einen Stauraum erschließt. In den tiefergelegenen Gruppenraum gelangt man über eine Treppe, die den Raum im Schutz einer Wandscheibe erschließt. Gleich einem Nest wird der zeltartige Raum im unteren Bereich in einen weichen Teppich gehüllt, während er nach oben mit einer Schalung aus Fichtenbrettern abgeschlossen wird. Die gesamte Fläche des Giebeldreiecks wurde mit einer Verglasung aus fixen und beweglichen Elementen geschlossen. Ein vorgelagerter Terrassenbereich erweitert den Gruppenraum um einen Freibereich. Die Öffnung des Dachgeschosses zum Platz verbindet die Kirche auf visueller und geistiger Ebene mit den übrigen Einrichtungen des Haus der Familie und schafft sowohl für jene, die sich dort aufhalten als auch für externe Besucher einen Anziehungspunkt. Einzig zwei von außen ablesbare architektonische Eingriffe definieren letztlich den Umbau der Kirche in Lichtenstern. Zum einen die Öffnung des Kirchenraumes in die Landschaft und zum anderen die Öffnung des Giebeldreieckes zum Vorplatz hin, wobei beide Interventionen einen Dialog zwischen Innen und Außen, Geschaffenem und Gewachsenem auslösen. Geborgenheit und Lebendigkeit erfüllen den zeltartigen Urtypus des Raumes im Dachgeschoss. Ruhe und Leichtigkeit beseelen den Kirchenraum.

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