Im Herzen von Bozen, in der Silbergasse 3, wurde in einem historischen Palast aus dem 18. Jahrhundert das weltweit erste Restaurant mit Vinothek und Geschäft von italia&amore eröffnet, einer international agierenden Marke für den Vertrieb handwerklich hergestellter Qualitätslebensmittel aus Italien. Das Büro Roland Baldi architects war mit der baulichen und gestalterischen Umsetzung des Firmenkonzeptes beauftragt worden, das für Qualität, Authentizität, Unverfälschtheit, Bewahrung alter Traditionen, Anwendung handwerklicher Methoden, Wertschätzung kleiner lokaler Produzenten sowie für Esskultur und „Made in Italy“ steht. Die Renovierungs- und Umbauarbeiten betrafen das gesamte Gebäude: Die historische Fassade wurde wiederhergestellt, ihre Verzierungen und Ornamente erhalten. Im Erdgeschoss wurden die Glasflächen vergrößert, um einerseits für eine gute natürliche Belichtung zu sorgen und andererseits den Innenraum zur Straße hin zu öffnen und so einen Bezug zwischen beiden Bereichen herzustellen. Der Flagshipstore erstreckt sich nun über 5 Etagen, von denen jede durch eine andere Atmosphäre geprägt ist, auf welchen sich aber zeitgleich unterschiedliche Funktionen vermischen und somit dem Gast und Kunden ein einmaliges Erlebnis beim Entdecken, Einkaufen und Genießen von gastronomischen Spezialitäten beschert. Das Ergebnis ist ein offener, einladender Ort, der jeden Besuch zu einer alle Sinne ansprechenden Erfahrung macht. Im Erdgeschoss werden die Gäste in einem ungezwungenen Ambiente empfangen, das von einem langen Tisch geprägt ist, an dem sich die Gäste niederlassen können. Der Außenbereich mit seiner Pergola, unter der verschiedene Produkte zum Kauf angeboten werden, erinnert an einen innerstädtischen Platz oder Markt. Jedes Geschoss hält für den Besucher ein anderes Angebot bereit: im Erdgeschoss eine Bar / Pizzeria, in den beiden Untergeschossen einen Markt sowie eine Vinothek mit begehbarem Weinschrank und in den Obergeschossen zwei Restaurants – ein zwangloseres für Pastagerichte und ein edleres für Fisch- und Fleischgerichte. Eine großzügige Treppe verbindet sowohl räumlich als auch gestalterisch die fünf Etagen. Sie wird von einem über die gesamte Gebäudehöhe reichenden Ausstellungs- und auch Verkaufsregal begleitet, in dem kulinarische Produkte, Kochbücher und Designobjekte die besondere Geschichte von italia&amore erzählen. Im dritten Niveau befindet sich, über den Dächern Bozens gelegen, eine Terrasse im Stile eines mediterranen Gartens, dessen wichtigstes Gestaltungselemente ein Brunnen aus Glas ist, der derart in die Decke eingelassen wurde, dass durch seinen gläsernen Boden Licht in das darunterliegende Geschoss fällt und spielerische Lichtreflexe auf den Oberflächen hinterlässt. Die von dem Büro Roland Baldi architects gemeinsam mit dem Büro für Kommunikation Gruppe Gut und Heike Linster entworfene Einrichtung und Szenografien stellen einen Mix aus modernem Design, Handwerkskunst und Zitaten der italienischen Kultur dar. Die Innenraumgestaltung wurde inspiriert von dem Kultfilm „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ des Künstlers und Regisseurs Peter Greenaway. Auf der Ebene der visuellen Kommunikation lag der Fokus bei der Entwicklung des Gestaltungskonzepts für das gesamte Gebäude auf dem Herausarbeiten des Kontrasts zwischen den Küchen und den Gasträumen. So werden die Gasträume in jedem Geschoss durch eine andere Farbe und deren Schattierungen charakterisiert, die jeweils eine warme und lebendige Atmosphäre schaffen, mit angenehmer Beleuchtung und natürlichen Materialien. Die Küchen hingegen sind in ihrer Farbgestaltung monochromatisch gehalten, um so den Effekt der Speisenzubereitung der Schauküche zu verstärken. Hier dominieren Weiß- und Schwarztöne sowie glänzende Oberflächen, welche optisch die Professionalität der Köche unterstreichen und ein Gefühl der Reinheit, Raffinesse und Sinnlichkeit vermitteln. Die gewählten Materialien und Einrichtungsgegenstände verbinden eine zeitgenössische Sprache mit Anklängen an die traditionelle italienische Kultur. So wurden z. B. die Küchenfronten mit emaillierten Blechen verkleidet und an einigen Stellen handbemalte, farbige Zementfliesen in dem Kunstharzboden eingelegt, es wurde naturbelassenes oder transparent behandeltes Holz, Messing und Eisen verwendet. Die farbigen Lampen wiederum, die aus „damigiane“ (ballonartigen Glasflaschen) hergestellt wurden, sind ein eindeutiger Verweis auf die häusliche und volkstümliche Ikonografie des „Belpaese“.
Auszeichnungen: La ceramica e il Progetto, winner, 2019; Next Landmark, winner, 2018; Gada, 3. Preis , 2018; Iconic award, selection, 2018; The Plan Award, shortlist, 2018
Publiziert: 25/01/2017