Hotel Lamm ****s, Kastelruth

Innenarchitektur

Tourismus & Gastronomie

Baujahr

Fertigstellung 2018

Zone

Bozen Land

KASTELRUTH

Bautyp

Umbau

Klimahaus Standard - Keine Angabe

Privat

Bauherr Seis-Seiser Alm Bahn AG

Architekt/Partner

Studio SENONER TAMMERLE ARCHITEKTEN

Arch. TAMMERLE LUKAS

Arch Paul Senoner

Hotel Lamm, Neubau und Umbau im Ortskern von Kastelruth Vorspann: Seit 1670 gibt es das Lamm am Dorfplatz in Kastelruth. Im Gegensatz zu den angrenzenden Häusern und Ansitzen festigte sich beim Hotel Lamm keine erhaltenswerte Bausubstanz, wohl auch wegen der steten Umbauten und Erweiterungen. Der Gasthof bestand zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits aus dem Haupthaus am Dorfplatz, einem Erweiterungsbau am westlichen Dorfeingang und einem Verbindungsbau und bildete somit die gesamte östliche Häuserfront der Vogelweidergasse. Das Haus am Dorfplatz hatte um 1900 bereits nahezu die heutigen Umrisse. In den 1970ern wurden der Bau am Dorfplatz und der Verbindungsbau durch einen Neubau ersetzt. Ein weitaus größerer Eingriff erfolgte im Jahr 2000. Das Erscheinungsbild des Erweiterungsbaus wurde gänzlich verändert. Das Gebäude wurde aufgestockt, mit Holzschindeln verkleidet und anstelle des Satteldaches erhielt das Gebäude einen kulissenartigen Pultdachspitz. An der zeitgleich neu entstandenen Dorfumfahrungsstraße, der Dolomitenstraße, entstand ein weiterer Neubau. Dieser wurde am Erweiterungsbau angebaut und quer dazu entlang der neuen Dorfstraße ausgerichtet. Ein mit Erkertürmchen gegliederter, viergeschossiger, verputzter Holzbau, mit einer überladen gestalteten Dachterrasse. Diese beiden Eingriffe haben das bis dahin homogene Gebäudegefüge und die intakte Dachlandschaft des Ortskernes empfindlich gestört. Bestand: Das von uns im Jahr 2016 vorgefundene Hotel Lamm hatte ein oberirdisches Bauvolumen von knapp 20.000 m³, ein Flickwerk Innen und Außen aus diversen Umbauten und Einrichtungsstilen. Die funktionellen Abläufe waren schlecht organisiert, notwendige Nebenflächen fehlten teils gänzlich, ebenerdige Hauptnutzflächen waren hingegen teilweise brachliegend, das Ausgehlokal Postkeller seit Jahren geschlossen. Der Hoteleingang mit An- und Abreisevorplatz am Dorfplatz stand im Widerspruch zu den Bemühungen eines verkehrsberuhigten Ortskernes. Die Chance die neue Dolomitenstraße für die An- und Abreise zu nutzen wurde beim letzten Neubau verabsäumt, ebenso eine adäquate Raumnutzung mit entsprechender Erdgeschossfassade. Die Hotelgarage musste umständlich angefahren werden und wegen fehlender Stellplätze waren weitere Parkplätze im Ort verteilt. Das historische Lamm war ein im Ort verankerter Gasthof, moderne Hotelbetriebe hingegen sperren die Dorfbevölkerung weitestgehend aus. Der Wunsch des neuen Eigentümers war es im neuen Hotel Lamm wieder ein Gasthaus und eine Dorfbar zum abendlichen Ausgehen zu integrieren. Idee: Mit dem jetzigen Umbau wurden die funktionellen Schwächen beseitigt und die fehlenden Zubehörsflächen ergänzt, dazu wichen die statisch ungeeigneten Gebäude aus den 1970zigern einem Neubau, auch um die erforderlichen unterirdischen Garagenplätze und Nebenräume errichten zu können. Aus wirtschaftlichen Überlegungen wurden die beiden anderen Gebäude nicht abgebrochen, sondern grundlegend statisch konsolidiert und kernsaniert, wobei die vorgefundenen Natursteinmauern des historischen Baukörpers am alten Dorfeingang erhalten blieben. Der Hoteleingang wurde an die Dolomitenstraße verlegt und der Neubau aus dem Jahre 2000 zu Gunsten einer überdachten Hotelvorfahrt an der Dolomitenstraße gänzlich aufgeständert. Das Lamm sollte endlich an der Dolomitenstraße eine adäquate Erdgeschossfassade erhalten, ebenso wurde die neue Garagen/Lieferantenzufahrt über den überdachten Hotelvorplatz organisiert. Der Eingriff an der Dolomitenstraße ermöglichte es am Dorfplatz das Gasthaus/die Dorfbar zu errichten und einen ruhigen Platz für eine Terrasse an der Dorflinde beim Brunnen zu schaffen. Die Saunen und das Schwimmbad wurden unters Dach gehoben. Jede Überlegung zur Fassadengestaltung und Dachgestaltung führte uns unwillkürlich zu den alten Dorfansichten von Kastelruth. Die Dachlandschaft ist homogen, aber nicht streng, es wechseln Giebelansichten und Traufansichten durch die gewachsene Ausrichtung der Gebäude. Ebenso erzeugen die in unterschiedlichen Farbtönen verputzen Lochfassaden und holzverschalten Flächen ein homogene aber zufälliges Bild von hellen und dunklen Oberflächen. Diesen Prinzipien folgend wurde an der historischen Dachlandschaft des Ortes weitergebaut, dem Erweiterungsbau wurde wieder ein Satteldach aufgesetzt und dem Holzbau an der Dolomitenstraße, weil funktionell stimmig ein Pultdach. Das stete Verschwinden der Stadel aus dem Ortskern- der dunklen Flecken aus dem Ortsbild- hat ein über Jahrhunderte gewachsenes Ortsbild innerhalb weniger Jahrzehnte verändert, weshalb wir uns entschieden haben wieder Holzfassaden in das heutige Ortsbild „hineinzuweben“. Auch die neuen Fassaden am Dorfplatz und der Vogelweidergasse wurden in einen älteren Zustand zurückversetzt. Die regelmäßige Anordnung der nach Oben hin größer werdenden Fenster entspricht folgt der Logik der sich Stockwerkweise wiederholenden Raumeinteilung, jedoch mit nach Oben hin stets besser werdendem Ausblick. Vielleicht klingt es antiquiert aber für uns wäre die Aussage: „Das neue Lamm fügt sich in den Ort, als wäre es schon immer dagewesen“, eine Bestätigung unserer Arbeitsweise.

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