Die Pfarrkirche stand lange Zeit alleine, von der Stadt entfernt, am nördlichen „Ufer“ des alten Sterzinger Mooses. Heute sind die Häuser der Stadt näher gerückt und aus dem Moos sind Wiesen geworden. Der Blick auf die Kirche aber, als leicht erhöhte Insel über dem Feldermeer, hat sich bewahrt. Die Analogie zwischen heutiger Wiese und damaligem Wasser ist nicht nur literarischer Natur, da der Grundwasserspiegel nur einen Meter unter der Bodenoberfläche liegt. Um eine Senkung des Grundwasserniveaus durch den Bau der Schule zu vermeiden, welche eine gefährliche Erhöhung des Wasserspiegels im Umfeld der Kirche und des Deutschordenshauses verursachen würde, ist ein Gebäude entworfen worden, das nicht in die Erde hineingreift und das keine Untergeschosse braucht. Die neue Schule wird auf einem Floß, 80 cm über dem gewachsenen Terrain gebaut; es wird ein scheinbar schwereloses, über die Wiese schwebendes Gebäude sein. Die neue Schule entspricht den Maßen der Umgebung, sie ist ein langgestrecktes Gebäude, dessen Geometrie sich an die Formen des Grundstücks anpasst. Die Höhe der Fassade entspricht der der Häuser des angrenzenden Siedlungsgebietes; die Länge der Fronten aber ist den Anbauten der Pfarrkirche, den Friedhofsarkaden und der Ummauerung des Deutschordenshauses proportioniert. Es wird auf jegliche Hervorhebung des neuen Gebäudes im Vergleich zu den monumentalen Merkmalen der Umgebung verzichtet; die neue Architektur und die Gestaltung der Außenflächen bilden lediglich die Kulisse für die Elisabethkirche, den Turm und das Langhaus der Pfarrkirche. Die Komplexität des Innengebäudes kommt, von außen betrachtet, nicht gleich zum Vorschein: ein Vorhang aus entrindeten Baumstämmen, die zwischen der Bodenplattform und dem Dach eingespannt sind, umhüllt die Schule. Je nach dem Betrachtungswinkel oder des jeweiligen Tageslichtes, wird die innere Artikulation des Baukörpers sichtbar. Nur vor den Klassenräumen, in der Ostfassade, wird die Kontinuität des Rhythmus der Säulen unterbrochen. Die hingegen natürlich belassenen Baumstämme sind frei verteilt und bilden einen künstlichen Wald, der das Licht des Morgens filtert.
Publiziert: The Plan nr. 066 / C3 nr. 343