«Nur ein kleiner Teil der Architektur gehört der Kunst an: das Grabmal und das Denkmal. Alles, was einem Zweck dient, ist aus dem Reich der Kunst auszuschliessen!» (Adolf Loos) Auf Friedhöfen im Schwäbischen gehört ein sauber gepflegtes Grab zum guten Ton. Wer keine Zeit für die Grabpflege hat, oder der -wie ich- weggezogen ist vom Heimatort, deckt die letzte Ruhestätte einfach ab. Da die Friedhofsordnung Steinplatten vorschreibt, überschlagen sich viele Hinterbliebene förmlich bei der Auswahl von edelsten Natursteinen mit kunstvollen Aufschriften. Im Nachlass meiner Eltern habe ich viele Akten gefunden, die mit der Schreibmaschine meines Vaters getippt und von meinen Eltern unterschrieben waren. Seine alte „Olympia“ hatte das dünne Papier teilweise durchgestanzt und die Unterschriften meiner Eltern glichen sich lustigerweise fast so, wie man es bei den Gesichtszügen und Gewohnheiten lange zusammenlebender Paare oft feststellen kann. Das Friedhofsamt, bei dem ich meinen Entwurf vorlegen musste, wollte wissen, „woher denn mein Stein käme“. Der Schmied aus Toblach, der mir diese Grabplatte aus wetterfestem Stahl angefertigt hat, riet mir, ich solle einfach angeben: „aus Südtirol“.