Reinhold Messner Haus

Kulturbauten

Sonderbauten

Umbau

Baujahr

Fertigstellung 2025

Zone

Pustertal

SEXTEN

Bautyp

Umbau

Klimahaus Standard - Keine Angabe

Privat

Bauherr 3 Zinnen AG

Architektur / Planung

Studio Plasma Studio

Arch. HELL ULRIKE


Projektmitarbeiter:

Ulla Hell, Holger Kehne, Peter Pichler, Andrea Bellentani, Andrea Cubattoli, Niccolò Dal Farra, Carolina Forer

Plasma Studio haucht der ehemaligen Bergstation Helm der Aufstiegsanlagen 3 Zinnen neues Leben ein – mit einem außergewöhnlichen Upcyclingprojekt. Das Ergebnis ist ein massiver Bau, behutsam eingebettet in die Natur: das Reinhold Messner Haus., ein allen offener Raum, ist den Bergen, der alpinen Kultur und der Nachhaltigkeit gewidmet. • Ein Besuch im Reinhold Messner Haus verspricht ein kulturelles und einzigartiges Naturerlebnis: Auf dem Weg durch das Gebäude wechseln sich Erzählräume mit spektakulären Aussichtspunkten ab. • Beim Upcyclingprojekt der alten Seilbahnstation wurde auf die Rückgewinnung von Abrissmaterial wie Beton und Stahl gesetzt . So ist es nicht nur gelungen, die Umnutzung ressourcenschonend zu gestalten, sondern auch, den Bogen von der langen Geschichte zur lebendigen Zukunft dieses Ortes als Institut zu spannen. • Das von Plasma Studio umgestaltete Bauwerk fügt sich nahtlos in die Landschaft ein, sodass eine veränderte Topografie und ein neues Gleichgewicht zwischen Gebäude und Natur entstehen . Wie ein Bergkristall ragt der Bau aus dem Wald. Er ist gezeichnet von Schrammen und Gebrauchsspuren als Zeugnis einer noch spürbaren Vergangenheit. Im Inneren führt ein Weg an mechanischen Bauteilen – Seilscheiben, Zugseilen, Zahnrädern – vorbei: wie archäologische Fundstücke, die nun stillstehen und farbenfroh als kinetische Kunst weiterleben dürfen. Der Ausstellungsbesuch ist ein geheimnisvoller und lehrreicher Weg, der im bewegenden Ausblick über das spektakuläre Bergpanorama gipfelt. Wir befinden uns in den Dolomiten in Südtirol, nicht weit von den Drei Zinnen, genauer gesagt in etwa 2.000 Metern Höhe an der alten Bergstation der Seilbahn, die von Sexten auf den Helm führte. Dieses Ambiente greifen die umgenutzten Räume des von Plasma Studio entworfenen Reinhold Messner Hauses dank ihrem zeitlosen Flair erzählend auf. Das Reinhold-Messner-Haus ist ein Ort, der informieren soll und zur Reflexion über die Werte des Abenteurers einlädt: Risiko, Langsamkeit, Stille und Nachhaltigkeit, der Tourismus und das Bergsteigen. Diese Themen sind auch in das Sanierungsprojekt eingeflossen: Schon das ursprüngliche Gebäude war darauf ausgelegt, Extrembedingungen standzuhalten. Jetzt wurde es im Sinne eines noch intensivieren Dialogs mit der Natur umgestaltet. Dank der Erneuerung geht das kraftvoll ins Gestein eingebrachte Baugefüge eine direkte Verbindung mit der umgebenden Landschaft ein und wird so eindrucksvoll wiederbelebt. Dabei weitet die immersive Wegeführung den Blick für einen neuen Tourismus in den Alpen – einen, der bewusster, langsamer, umweltschonender ist. Dem Hauptgebäude der alten Seilbahnstation geben zahlreiche Zusätze mehr Leichtigkeit. Es entstand eine weitläufige Überdachung, die wie eine künstliche Landschaft in die natürliche übergeht. Eine Ausschachtung im Beton durchbricht diese neue Topografie und gewährt den Besuchenden Einlass in das darunterliegende Foyer. Hier beginnt der imposante 17 Meter tiefe ehemalige Spannschacht, der die Besuchenden nun senkrecht durch die Ausstellung führt: Umgeben von der rauen Ästhetik des alten Baumaterials steigen sie zunächst hinab bis zu den alten Lagerräumen. Anschließend geht es wieder aufwärts in einen lichtdurchfluteten Raum, der ihnen den ersten eindrucksvollen Ausblick auf die Dolomiten eröffnet. Der Bereich unterhalb des alten Kabinenzugangs ist nun ein Aussichtspunkt. Dort wurde Abbruchschutt zu einer modellierten Bodenlandschaft verarbeitet, die auf eine über die Landschaft ragende Plattform führt. Der Aufstieg gipfelt in der Haupthalle. Der ursprünglichen Stahlkonstruktion der Station folgend wird diese von einer großen nach vorn geneigten Fensterfassade dominiert – mit Blick auf ein atemberaubendes 180 Grad-Bergpanorama. Von hier aus führt der Rundgang weiter durch die alten Werkstätten und Lagerräume bis zu einem kleinen Saal, der für Filmvorführungen ebenso wie für Konferenzen konzipiert ist, und zurück ins Foyer. Die dabei durchquerten Technikräume sind fester Bestandteil des Ausstellungserlebnisses. Wo zuvor die Seilbahnkabinen einfuhren, befindet sich eine trapezförmig geöffnete Überdachung. Dieses Element bleibt in Anlehnung an die einstige Funktion des Gebäudes erhalten; eine neue Glasfassade funktioniert es zu einer Aussichtswarte um. Auch die Aussichtsplattform im unteren Erzählraum unterstreicht das Verhältnis zwischen Architektur und Landschaft. Sie dient dem ausstellerischen und pädagogischen Ziel, einen Dialog zwischen dem Erbe Reinhold Messners und den überwältigenden Dolomiten herzustellen. Das von der 3 Zinnen AG in Auftrag gegebene Projekt greift Reinhold Messners Sicht auf die Berge auf: Statt um das Bergsteigen selbst geht es ihm vielmehr darum, ein Gleichgewicht zwischen menschlicher Präsenz und Natur, zwischen Erinnerung und Wandel herzustellen. Vor diesem Hintergrund fiel die Wahl nicht allein aus baustrategischen Gründen auf Umbau und Upcycling, es galt auch, den Ort und seinen Charakter zu bewahren. Abbruchmaterial aus Ziegel und Beton wurde zur Gestaltung des Bodens im unteren Erzähl wiederverwendet. Die ursprünglich Blechfassade dient als Untersicht der neuen, gedämmten Gebäudehülle. Das Ergebnis: ein Bauwerk, das seinen Ursprung nicht versteckt, sondern weiterführt: Die baulichen Gegebenheiten fließen in die Form der Ausstellung ein. Unter der Leitung von Ulla Hell hat Plasma Studio Feingefühl bewiesen, um dem architektonischen wie landschaftlichen Anspruch des Projekts gerecht zu werden. Das Architekturstudio ist für seine Experimentier- und Innovationsfähigkeit bekannt und arbeitet mit fließenden, dynamischen Systemen, um die Beziehung zwischen Architektur und Landschaft immer neu zu denken. Auch das Reinhold-Messner-Haus ist ein Beispiel für diese Vorgehensweise: Es ist Ausdruck einer Wertschätzung für das Bestehende; Plasma Studio verzichtet auf bauliche Eingriffe so weit es geht und setzt stattdessen auf eine zeitgemäße Neuinterpretation. In einem fragilen Ökosystem wie dem der Dolomiten ist dieser Entwurfsansatz eine bewusste Entscheidung für ethisch verantwortungsvolles Handeln. Mit dem Projekt erhalten funktionale Gebäude am Berg eine neue Bestimmung. So werden sie unter Anerkennung ihres historischen und materiellen Werts auf eine achtsamere Zukunft vorbereitet.

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