Öhler Fashion

Industrie, Handel und Gewerbe

Umbau

Baujahr

Fertigstellung 2024

Zone

Eisacktal

BRIXEN

Bautyp

Umbau

Denkmalgeschützt

Klimahaus Standard - Keine Angabe

Architektur / Planung

Arch. BERGMEISTER GERD

Modegeschäft „Öhler“ in Brixen Ein feiner Eingriff im historischen Gefüge – zwischen Handwerk, Mode und Atmosphäre. Mit der Renovierung eines traditionsreichen Geschäftslokals im Herzen der Altstadt von Brixen entsteht das neue Modegeschäft „Öhler“ – eine zweigeschossige Verkaufserlebniswelt, die sich mit großer Zurückhaltung, aber klarer gestalterischer Haltung in ein denkmalgeschütztes Ensemble einschreibt. Der Entwurf verzichtet auf radikale bauliche Eingriffe und wählt stattdessen den Weg des Weiterarbeitens mit dem Vorhandenen – mit Respekt, feinem Gespür und handwerklicher Genauigkeit. Es ist ein Umbau mit kleinem Budget, aber großer Sorgfalt – getragen von dem Willen, Atmosphäre zu schaffen und das Wesen des Ortes zu bewahren. Der Bestand wird nicht überformt, sondern weitergedacht: Vorhandene Oberflächen – Böden, Decken, Putz – werden überarbeitet, teils schlicht übermalt, teils subtil ergänzt. Farbe kommt gezielt zum Einsatz: nicht laut, sondern charakterbildend – als Akzent, als Gliederung, als erzählerisches Element. Ein besonderer Moment entsteht durch den großformatigen Luster aus gelb lackiertem Metall, der wie ein leuchtendes Objekt im Raum schwebt – verspielt und zugleich skulptural, ein Blickfang, der Licht und Farbe verbindet. Im Zentrum des Verkaufsraums steht ein massiver Steinthresen, roh belassen, archaisch, als ruhender Pol im offenen Raumgefüge. Die Regale ruhen auf geformten Füßen aus Baustahl – verschweißt, geknickt, roh belassen. Sie wirken fast wie kleine architektonische Gerüste: robust, reduziert, präzise. Zwei Ebenen – ein Ensemble Im Erdgeschoss wird durch eine neue Rampe anstelle der bestehenden Stufen ein barrierefreier Zugang geschaffen. Der Höhenunterschied von 34 cm wird architektonisch als Geste gelesen – unter der bestehenden Stahltreppe entsteht eine integrierte Sitzgelegenheit, funktional und raumordnend zugleich. Die neuen Umkleidekabinen sind großzügiger, klar zoniert und bilden intime Rückzugsorte im offenen Verkaufsraum. Im Obergeschoss setzt sich die gestalterische Haltung fort: Kleine Einbauten weichen, Verkaufsflächen werden neu organisiert. Eine leichte Trennwand trennt Lager und Verkaufsbereich, ohne den offenen Raumeindruck zu stören. Ein zentrales Element bildet die neue Gürtelwerkstatt, offen einsehbar im vorderen Bereich des ersten Stocks: Hier wird Leder geschnitten, geprägt und vernäht – das Handwerk wird sichtbar Teil des Einkaufserlebnisses, das Produkt erhält seine Herkunft, seine Geschichte. Gleich daneben öffnet sich ein Materialschaulager – ein kompakter, kuratierter Ort, in dem Ledermuster, Schnallen, Werkzeuge und Farbtöne gezeigt und kombiniert werden können. Der Raum ist nicht museal, sondern funktional-inszeniert: eine Werkbank mit Publikum, eine Bühne für Material, Verarbeitung und Qualität. Raum als Haltung – Möbel als Sprache Das Projekt versteht sich als sensible Intervention im historischen Kontext. Architektur wird hier nicht zum Objekt, sondern zum Träger von Atmosphäre und Bedeutung. Das Mobiliar übernimmt die Hauptrolle – es ordnet, es formuliert, es erzählt. „Öhler“ ist mehr als ein Modegeschäft – es ist ein Raum, der Mode, Handwerk und Ort miteinander in Beziehung setzt. Eine Bühne, ein Lager, ein Atelier. Eine Einladung, genauer hinzusehen, Material zu spüren, sich einzulassen. Die Räume bleiben Teil der Altstadt Brixens – verwurzelt in ihrer Geschichte, offen für neue Geschichten. Eine Architektur des Maßes, der Materialität und der feinen Geste. Leise, aber voller Charakter.

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