Der Musitempl liegt als ruhiger, geometrischer Baukörper am Dorfrand und zugleich am Hang zu Füßen des Vinschger Sonnenberges. Das Untergeschoss als massive Sockelzone, fest verankert im Untergrund und das Obergeschoss mit seinen elementaren, linearen hölzernen Bauelementen, der straßenbegleitenden Natursteinmauer, und seinem begrünten Dach, führen zu einem fast archaisch anmutenden Erscheinungsbild, das sich in die ortstypische Kulturlandschaft des Vinschger Sonnenberges einfügt. Es wurden lokaltypische Materialien verwendet, grober weißer Kalkputz im Untergeschoss, und Lärchenholz im Obergeschoss, wo ein Filter aus Holzstäben eine umlaufende Säulenkonstruktion bildet – wie die Saiten eines Musikinstrumentes. Diese wiederholte Linearität von Holzstäben findet sich auch in der Innenraumgestaltung in kleinerem Maßstab wieder, etwa in der Gestaltung der Garderobe und der Bar. Die dem Musikverein lieb gewonnen Bezeichnung „Musitempl“, eines Tempels der Musik, erscheint nun auch in gewisser Weise in seinem Erscheinungsbild ablesbar. Das Spiel aus Masse, Leichtigkeit und Transparenz spiegelt auch die funktionale Gliederung im Gebäude wider. Das Untergeschoss beinhaltet Räume, welche wenig bzw. überhaupt kein Tageslicht benötigen, unter anderem den großen Proberaum. Die Aufenthaltsräume befinden sich im darüber gelegenen Holzbau, welcher sich mit großzügigen Fensterflächen nach außen hin öffnet und einen schönen Panoramablick über das Tal bietet. Der offene Gemeinschaftsraum mit Bar und Küche lädt zum Verweilen und Kommunizieren ein und ist für die Bildung und Stärkung der Gemeinschaft von großer Bedeutung. Die straßenseitig angebrachte Schutzmauer aus Naturstein läuft in Richtung des Hanges auf den bestehenden Schutzwall aus. So wird das Gebäude vor möglichen Schlammlawinen geschützt. Es wurde Wert darauf gelegt die beiden direkt neben dem Gebäude stehenden markanten Bäume zu erhalten. Beide Bäume sind auch von den Innenräumen aus durch geplante Sichtachsen gut sichtbar und können so auch im Aufenthaltsraum gut wahrgenommen werden.
Publiziert: Neue Architektur in Südtirol 2018-2024 Baunetz, September 2024 Deutsche Bauzeitung, Mai 2025