Das Haus in Kastelruth, das Andreas Moroder für seine Mutter an dem Ort gebaut hat, an dem sie einst groß geworden ist, könnte man fast übersehen. Nicht, weil es nicht bemerkenswert wäre, sondern weil es sich so unaufgeregt und selbstverständlich in die Topographie, den Ort und die örtliche Bautradition einfügt. Auf den ersten Blick erscheint es als ein schlichtes, weiß verputztes Haus, und erst aus der Nähe erschließt sich den Betrachter*innen, dass es ein Holzhaus ist. Die Lärchenfassade ist weiß gestrichen, nur stellenweise legen ornamentale Einfräsungen in den Schalbrettern das rohe Holz frei. Zusammen mit den unbehandelten Fensterlaibungen werden sie mit der Zeit vergrauen und dem Haus ein charaktervolles Aussehen verleihen. Hinter der vertikalen Holzschalung verbigt sich eine Holzkonstruktion aus vorgefertigten Wandelementen, die gänzlich ohne Leim mit Holzdüblen verzapft wurden. Im Innern ist das Haus kompakt und ökonomisch organisiert. Kein Zentimeter Fläche wird unnötig verschwendet. Dieselbe Effizienz zeigt sich auch in der Inneneinrichtung: Eingebaute Möbel, eine Sitzbank in der Fensternische über der Treppe, eingelassene Holzregale und Schränke machen den knappen Raum vielseitig nutzbar. Der talseitige Erker und der vorgelagerte Sitzplatz zum Hang hin verbinden die beiden Wohnräume mit der Landschaft. Das Haus überzeugt in seiner Schlichtheit und Angemessenheit, die durch wenige feine Maßnahmen im äußeren Erscheinungsbild und ein reiches Angebot im Inneren ein stimmungsvolles Zuhause schaffen.
Auszeichnungen: Neue Architektur in Südtirol 2018–2024 - Parkbook - Kunstmeran